Trauma – und was geschieht, wenn wir dem begegnen, was in uns ist

Ein Thema, das ich schon lange einmal in meinen Newsletter packen wollte und mich immer darum herum winde ist das Thema Trauma. Warum ich mich winde?

Zum einen kann das Wort Trauma allein schon abschrecken, zum anderen ist das Thema sehr komplex und in einem kurzen Newsletter nicht vollständig abzudecken. Daher ist es schlussendlich auch ein kleiner Blogartikel geworden.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr es mein Leben und meine Arbeit bereichert und das Verständnis für meinen Körper erhöht hat, als ich begann mich mit dem Thema Trauma auseinander zu setzen. Und seit dem tue ich das immer noch und lerne immer wieder Neues. Dies ist nun also mein Versuch, Dir dieses Thema so knapp wie möglich und so verständlich wie möglich nahe zu bringen, ich erhebe hier jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern hoffe Dir Lust zu machen, mehr darüber erfahren zu wollen.

Trauma – eine Chance?

Ich finde nämlich, hinter diesem Thema verbirgt sich eine große Chance. Oder man könnte auch sagen, so sehr, wie Jemand von einem Trauma beeinträchtigt ist, so sehr wird er davon profitieren, wenn sich diese Energie aus seinem Körper lösen darf.
Und es ist ein Thema, das uns alle betrifft, denn es geht gelinde gesagt ums Überleben und das, was unser Körper dafür tut. Traumaexperte Peter Levine geht sogar davon aus, dass nahezu alle Menschen in der ein oder anderen Form von Trauma betroffen sind.

Achtung: Trigger! Ich bitte Dich, die folgenden Abschnitte mit achtsamen Mitgefühl für Dich selbst zu lesen. Erde Dich gut und lege gern auch Spürpausen ein, um eventuelle Gefühle wahrzunehmen, die aufkommen.

Was ist also ein Trauma?

Es gibt unterschiedliche Kategorien von Traumata: Schocktrauma, Entwicklungstrauma, Prä – und perinatales Trauma, Transgenerationales Trauma… und es gibt zig Definitionsansätze Trauma zu erklären.

Dabei kann erstaunlicherweise für den einen etwas traumatisierend sein, was für einen anderen harmlos wirkt. Insbesondere für Babys und Kinder, kann etwas überwältigend wirken, was für Erwachsene normal ist. Und wir alle waren einmal Kinder…

Ein Trauma ist jedenfalls immer auf ein oder mehrere Ereignisse zurückzuführen, die das Nervensystem des betroffenen Menschen für lebensbedrohlich oder überwältigend eingestuft hat.

Häufige Ursachen dafür können sein: Irritationen im Mutterleib oder bei der Geburt, der Verlust eines geliebten Menschen, Stürze, Unfälle, Verletzungen, Krankheiten, medizinische Untersuchungen oder Operationen, emotionaler/ körperlicher Missbrauch, Miterleben von Gewalt oder Naturkatastrophen…

Die führenden Experten auf dem Gebiet der Traumatherapie, wie u.a. Peter Levine oder Gabor Maté sind sich einig, dass ein Trauma jedoch nicht das Erlebnis selbst ist, sondern das, was davon im Körper gespeichert wird. Genauer gesagt die Energie, die im Nervensystem eingefroren wird, wenn Kampf, Flucht oder Unterwerfung keine Option (mehr) sind und er sich für eine Erstarrung entscheidet.

Schutz vor Schmerz

Dieses Einfrieren, das unser Körper im Falle einer Verletzung oder Überwältigung anwendet, ist eine autonome Schutzreaktion unseres Körpers, sie bewahrt uns vor dem zu erwartenden Schmerz.
Wenn die Gefahr vorüber ist, ist es jedoch essenziell diese hohe Ladung an gehaltener Energie wieder aus dem Körper zu lösen – dies ist der Schlüssel, ein Trauma zu verhindern.
Während Tiere diese Energie instinktiv durch Zittern und Schütteln lösen, haben wir Menschen jedoch oft Schwierigkeiten uns der enormen Kraft dieser feststeckenden Energie in uns zuzuwenden.

„Das Hilfsmittel, das wir brauchen, um wieder in die Gegenwart zurück zu kehren sind unsere Gefühle, die nun jedoch betäubt sind.“ Peter Levine

Der Körper sucht sein Gleichgewicht: Symptome als Weckruf

Kann diese Überlebens-Energie nicht aus dem Körper gelöst werden, tut er sein Bestes diese im Sinne der Selbstregulation auf einen möglichst kleinen Raum zu beschränken. Das tut er, um ein Gleichgewicht zu erhalten, in dem alle körperlichen Funktionen weiterhin zur Verfügung stehen.
Dieser Vorgang benötigt jedoch Energie, Lebensenergie, die uns folglich nicht mehr zur Verfügung steht.

Dadurch können wiederum vielfältige Symptome entstehen, die sich in manchen Fällen erst Jahrzehnte später zeigen, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist zu kompensieren.

Die folgende Auswahl an Symptomen ist nur für eine Orientierung, nicht für diagnostische Zwecke gedacht. Wann sich Symptome zeigen und welche es sind, ist individuell verschieden.

Haben wir ein Trauma erlebt, ist es wahrscheinlich, dass wir weniger gut mit Stress umgehen können und ständig auf der Hut sind, auch wenn es dafür gar keinen ersichtlichen Anlass gibt.

Wir haben kein gutes Körpergefühl oder nicht einzuordnende, chronische Schmerzen, leiden an Erschöpfung, Schlafproblemen, Überaktivität, Vergesslichkeit und erleben unsere Gefühle extrem oder garnicht. Vor allem Gefühle der Scham, Schuld, Wut und Angst überkommen Traumatisierte in sogenannten emotionalen Flashbacks manchmal ganz plötzlich.

Ein mangelnder Selbstwert,  Angstzustände/ Panikattacken, Vermeidungsverhalten, Suchtverhalten, Selbstverletzung, Bindungsängste und Schwierigkeiten sich gesund abzugrenzen, können weitere Symptome eines Traumas darstellen.

Ich könnte die Liste fortsetzen… tauche hierfür gern tiefer in die unten angehängten Literaturtipps.
Übrigens: auch das Thema Hochsensibilität und AD(H)S stehen in enger Verbindung mit dem Thema Trauma.

Diese Symptome können offensichtlich das Leben sehr beeinträchtigen und jeder würde wohl damit übereinstimmen, dass man sie nicht erleiden möchte.

Letztendlich sind es jedoch Versuche unseres Nervensystems mit der überschüssigen, gehaltenen Energie umzugehen und es sind auch Weckrufe unseres Körpers, damit wir ihm endlich zuhören.

Trauma als Chance!

„The paradox of trauma is that it has both the power to destroy and the power to transform and resurrect.“ Peter Levine

Und hier kommt die Chance, die in einem Trauma steckt: Wenn wir es schaffen uns dieser gehaltenen Energie zuzuwenden, uns ihr bewusst zu werden und sie zu fühlen, ohne davon überwältigt zu werden, können wir diese aus unserem Körper lösen und uns steht folglich wieder so viel mehr Energie zum Leben zur Verfügung. Jedoch ist es wichtig, dabei vorsichtig und langsam vorzugehen und die angestaute Energie nicht zum Platzen zu bringen, sondern in kleinen Schritten den Druck abzulassen.

Craniosacrale Körperarbeit: Eine Möglichkeit Dich wieder zu spüren

Und dies ist, was in der craniosacralen Körperarbeit auf sehr eingestimmte und sanfte Weise geschehen kann. Auf Grund der Nähe meiner Berührungen zum Nervensystem aber auch auf Grund des empathischen Wahrnehmens und aufmerksamen Bezeugens der körperlichen Empfindungen & Emotionen, sowie dem Zeit geben für das eigene Tempo des Prozesses, wird ein sanftes und sicheres Lösen traumatischer Energie möglich.
Hierfür nutze ich außer der craniosacralen Begleitung auch Tools aus bewährten körpertherapeutischen Methoden, wie u.a. Somatic Experiencing von Peter Levine.

Im Einklang mit dem, was Dein Körper bereit ist freizulegen und Ressourcen zur Verfügung stehen, kann die gehaltene Energie so ins Bewusstsein gelangen, verdrängte Erinnerungen, Körperempfindungen oder Gefühle können sich zeigen, bezeugt und gelöst werden. Dies entlastet unser komplettes Körpersystem und es steht uns wieder mehr Energie zum Leben unseres eigentlichen Wesens zur Verfügung!

Für mich persönlich ist die Craniosacrale Körperarbeit durch die Sanftheit und Tiefe ihrer Berührung, deshalb eine wunderschöne Möglichkeit, Dich auf Deinem Weg zu mehr Lebenskraft, Körperbewusstsein, gesundem emotionalem Ausdruck, Regulation und Resilienz zu begleiten.

Und noch eine gute Nachricht: Auch ohne Trauma, kannst Du von dieser Herangehensweise für Deine Vitalität, Lebensfreude und persönliche Entwicklung ungemein profitieren.

Ich weiß, dass dieses Thema sowohl tiefe AHA-Momente als auch tiefe Emotionen hervorrufen kann, daher schreibe mir gern, wenn es etwas in Dir bewegt hat an isabel@feal-cranio.de oder melde Dich für einen Termin, wenn Du schon bereit bist, näher hinzuschauen, was da in Dir ist. Ich danke Dir für Dein Vertrauen!

Wer noch mehr zum Thema wissen will, findet hier Lesestoff zum Thema Trauma:
„Wenn der Körper nein sagt“ Dr. Gabor Maté
„Vom Trauma befreien“ Peter A. Levine
„Bin ich traumatisiert?“ Verena König

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